Wir trauern um den Gründer unserer Stiftung, Herrn Kastulus Bader, der am 19. Januar 2022 verstarb. Wir werden stets in seinem Sinne handeln.
26. Oktober 2020
70 echte „Kühleweins“ in einem Buch und eine Frage
Der Maler aus Tiefenbach hat das Kinder-Buch „Lehmis Abenteuer“ großformatig illustriert
„Keine Fragen zu meinen Gemälden“ steht auf einem Pappzettel, den Bernhard Kühlewein mit Reiszwecken am Rahmen des Gemäldes gepinnt hat. Das große Bild, das einen nächtlichen Wald zeigt, zieht den Blick in dem gewaltigen Raum seines Hauses sofort auf sich. Und das will etwas heißen. Es ist kein Zimmer, es ist ein Saal mit offenem Kamin und gewaltigem Kronleuchter. „Hier haben wir viele Feste gefeiert“, erzählt der 81-Jährige, der sich selbst auch nicht als Künstler, sondern als „Maler“ bezeichnet. Kühleweins Welt ist wunderbar, bunt und aufregend wie seine Bilder. Der bekannte Tiefenbacher „Maler“ hat aktuell ein Werk abgeliefert, das die Freunde seiner Kunst elektrisieren dürfte: Für das Jugendbuch „Lehmis Abenteuer“ hat er 70 großformatige Illustrationen geschaffen.
„Ich bin ständig gefragt worden, warum ich das so und so gemalt habe. Ich fand das ermüdend, mich ständig erklären zu müssen. Deshalb hängen die Schilder da“, erklärt er die Pappzettel, die an jedem seiner Bilder in der Halle hängen. Für sein neuestes Werk macht er aber dann doch eine Ausnahme. Denn eine Frage zu dem Kinderbuch „Lehmis Abenteuer“ von Autor Thomas Ecker drängt sich förmlich auf: Der Held des Buches, das ab 10. November im Buchhandel erscheint, ist ein kleiner Lehmbrocken. Den hat Kühlewein aber anders gestaltet, als man sich Lehmbrocken vorstellt. Er ist nicht etwa braun und klumpig, sondern ein kleiner Bursche mit gelber Hose und grünen Haaren.
Ein Lehmbrocken mit bunten Klamotten in Gestalt eines Buben? Für Bernhard Kühlewein ist das kein Widerspruch. „Lehmi nimmt die Welt um sich herum wahr. Er kann sie erleben und begreifen. Deshalb ist er für mich eine Person“, sagt er. Lehmi ist so bunt wie alle die anderen Helden in dem Buch, der große Rabe zum Beispiel. Allesamt echte Kühleweins eben, für den das Leben bunt sein muss. So wie sein Haus in Tiefenbach, ein alter Hof, den er mit viel Arbeit und Fantasie in etwas verwandelt hat, das wie das Hobbit-Haus aus einem Tolkien-Buch wirkt.
Etwa 30 Bücher hat der Tiefenbacher Maler illustriert. Die Arbeit an Lehmi war für ihn dennoch etwas Besonderes. Den Autor des Buches, Thomas Ecker, kannte er schon von früher. Die Lebenswege der beiden hatten sich in den letzten 30 Jahren einige Male gekreuzt, beim Theater Nikola etwa oder der Landshuter Hochzeit. Als Kühlewein den Auftrag für das Buch von Thomas Bader, Geschäftsführer der Leipfinger-Bader Ziegelwerke, bekommen hatte, ließ er sich nicht lange bitten. Zumal das Buch-Projekt für einen guten Zweck ins Leben gerufen wurde. Der Erlös ist für die Kastulus-Bader-Stiftung bestimmt und das Thema ist eines, mit dem sich Bernhard Kühlewein sofort identifizieren konnte: Im Buch geht es um den Sinn der eigenen Existenz, über innere und äußere Widerstände, über Vielfalt, Freundschaft, Zusammenhalt und über den ewigen Kreislauf des Lebens. Ein Buch über existenzielle Werte also. „Das hat mir gefallen, es ist auch so schön geschrieben. Die Sprache von Thommy gefällt mir.“
Was Kühlewein auch noch gefällt: In dem Buch kommt kein einziges „neudeutsches“ Wort vor. Begriffe wie „Handys“ gibt es in Kühleweins Welt nämlich auch nicht, die heißen bei ihm „Taschentelefone“. Anglizismen findet der Maler, der sich nicht als Künstler sieht, einfach schrecklich – so wie eigentlich überflüssige Fragen zu seinen Bildern.